
“The aim of art is to prepare a person for death, to plough and harrow his soul, rendering it capable of turning to good.”(Andrei Tarkovsky)
Kunstgeschichte
Die querformatige Mitteltafel vereint zwei differente Szenen aus der Passion: die Rückkehr von der Kreuzigung auf der rechten Reliefhälfte und die Depositio, die Grablegung Christi, auf der linken Hälfte.
Das nach seinen zu memorierenden Stiftern Sebald Schreyer und Matthäus Landauer benannte Werk des Bildhauers Adam Kraft, das originär dem Totengedächtnis diente, zählt heute zu den renommiertesten Sehenswürdigkeiten der Stadt Nürnberg. Mit der hochformatigen Darstellung der Kreuztragung am rechten Strebepfeiler wird der dreiteilige Passions- und Auferstehungszyklus eröffnet.
Einen namhaften Ruf als Perspektivmaler erwarb der Jesuiten-Pater durch seinen zweibändigen Traktat über die perspektivische Malerei und Architektur mit dem Titel „Perspectivae Pictorum atque Architectorum“.
Das Ende des 18. Jahrhunderts war eine Zeit des „großen Umsturzes”, in der — wie Bruno Fornari schreibt — „die Grausamkeit zur Normalität geworden ist“.
Neben den horrenden Opferzahlen, die der Schwarze Tod im 14. Jahrhundert forderte, setzten eine zunehmende emotionale Abstumpfung gegenüber dem Tod sowie eine allgemeine Verrohung der Gesellschaft ein, die sich nicht zuletzt in den Judenpogromen und Hexenverfolgungen manifestierte. Schmerz, Gewalt und Tod waren omnipräsent, doch zugleich ging aus der Krise ein Impetus zur Erneuerung und Rehumanisierung hervor.
Das Hauptwerk des Bildhauers bildet das monumentale Sakramentshaus in der Nürnberger Lorenzkirche, das er in weniger als drei Jahren im Auftrag Hans Imhoffs d. Ä. schuf.
Wie seine Studien guillotinierter Menschen und Stillleben abgetrennter Gliedmaßen demonstrieren, faszinierten ihn die menschliche Anatomie und der Konnex zwischen Wissenschaft und Kunst.
Gundolf Winter beschreibt die überwältigende Rezeption, bei welcher der Betrachter von einem harmonischen Wohlgefühl erfüllt wird, als „intensiv und unmittelbar erfahrbare Einheit von Immanenz und Transzendenz“.
Mit einer überwältigenden Intensität und Ausdrucksstärke zeigt das Gemälde im Querformat ein Floß im wild schäumenden Meer, darauf verrenkte, ineinander verschlungene Menschenkörper – Tote und noch um ihr Leben Ringende.
Das linke Relief im Hochformat zeigt den Vorgang der Auferstehung am Ostermorgen – und damit ein erst seit dem 12. Jahrhundert in der Kunst behandeltes Sujet.