Andrea Pozzo

 

„Das Aug, ob es wohl unter unsern äußerlichen Sinnen der schlaueste ist, wird dennoch mit einer wunderbarlichen Belustigung von der Perspektivkunst betrogen.“[1]

(Andrea Pozzo)

 
 

Der Malerarchitekt Andrea Pozzo wurde am 30. November – und damit am Namenstag des Heiligen Andreas – 1642 im italienischen Trento geboren. Bis zum Alter von 17 Jahren besuchte er die örtliche Jesuitenschule, in der bereits sein künstlerisches Ingenium erkannt und gefördert wurde. Im Jahr 1665 trat er der Gesellschaft Jesu bei[2] und arbeitete fortan für das Jesuitentheater, wo sich im Rahmen der Gestaltung von Bühnenszenerien erstmals sein virtuoses Talent für die illusionistische Malerei offenbaren sollte.

Andrea Pozzo, Selbstporträt, 1686–1687, Öl auf Leinwand, 160 cm x 117 cm, Quelle: Wikimedia, Lizenz: gemeinfrei

Einen namhaften Ruf als Perspektivmaler erwarb der Jesuiten-Pater schließlich durch seinen zweibändigen Traktat über die perspektivische Malerei und Architektur mit dem Titel „Perspectivae Pictorum atque Architectorum“. Sowohl der 1693 erschienene erste Band als auch der 1700 publizierte zweite Teil, die theoretische Vorstudien für seinen Auftrag in St. Ignazio darstellen, wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und hatten großen Einfluss auf die spätbarocke Raum- und Ausstattungskunst. Während das Werk reich illustriert wurde, sind schriftliche Erläuterungen betont lakonisch gehalten. Eine solche Fokussierung auf Abbildungen, bei der den Texten lediglich eine sekundäre Bedeutung zukommt, korrespondiert dabei mit der von Burda-Stengel beschriebenen Persönlichkeit Pozzos. So wird der Freskant als „introvertierter Typ“[3] und als „Mann der Praxis“[4] deklariert, der sich für theoretische Überlegungen offenbar nur mäßig begeistern konnte. Darüber hinaus sollen Pozzos Werke die Gemüter gespaltet haben und von einigen seiner Zeitgenossen, wie dem Maler Francesco Algarotti, unter anderem als „Fieberträume“[5] desavouiert worden sein.

Die Freskierung St. Ignazios sei Burda-Stengel zufolge „sowohl in den Ausmaßen wie der Bedeutung der größte Auftrag seines Lebens“[6] gewesen. Dabei erhielt Pozzo zunächst den Auftrag für die Scheinkuppel und widmete sich erst im Anschluss der Ausmalung von Chor und Langhaus, wobei Letztere mindestens drei Jahre in Anspruch nahm.[7]

Literatur:

[1] Pozzo, Andrea: Perspectivae pictorum atque architectorum. Augsburg 1719, S. 15. http://dx.doi.org/10.3931/e-rara-369 (01.02.2021).

[2] Burda-Stengel, Videokunst, S. 29.

[3] Ebd. S. 35.

[4] Ebd.

[5] Zitiert nach: Blunk, Julian: Die Raumillusion und die vierte Dimension. Betrachtungszeit und betrachtete Zeit in der Deckenmalerei Andrea Pozzos. In: Karner, Herbert (Hg.): Andrea Pozzo (1642–1709). Der Maler-Architekt und die Räume der Jesuiten. Wien 2012. S. 27–36, hier S. 30.

[6] Burda-Stengel, Videokunst, S. 80.

[7] Vgl. ebd. S. 87.

 
Katharina Loska1 Comment